Aus der Region – Na und?!

 

„Kartoffeln aus der Region“, „Milch von regionalen Erzeugern“ oder „Deutsche Erdbeeren“ findet man um diese Jahreszeit in jedem Discounter. Sind diese Produkte von höherer Qualität als andere? Und sind das ähnliche Produkte wie im Hofladen um die Ecke? Kommen die Produkte denn überhaupt aus „unserer“ Region?

Gehen wir in der Zeit ein kleines bisschen zurück: 2012 gab der umstrittene Großkonzern Nestlé eine Studie mit dem Titel „Das is(s)t Qualität“ heraus. Auch das Thema „Regionalität“ wird hier mehrmals angesprochen:

„Kein Wunder also, dass sich „Regionalität“ als starker Trend im Lebensmittelbereich erweist und als eine Art „Hilfsgröße“ für die Verbraucher fungiert. Hier hat der Verbraucher das Gefühl, „nahe“ an der Herstellung zu sein, regionale Anbieter nachhaltig zu unterstützen und auch Umweltaspekten wie kurzen Transportwegen Rechnung zu tragen.“
„(…) Sieben von zehn Deutschen sehen auch Regionalität als mehrdimensionales Gütekriterium für Lebensmittel.“

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Werbung in Österreich, Quelle: Umweltmotzer
Die traurige Nachricht: sieben von zehn Deutschen sind auf die Regio-Masche reingefallen. Nehmen wir mal kurz an, mein Nachbar baut Äpfel an. Direkt neben meinem Grundstück. Und dadurch bekomme ich auch mit, wie seine Felder aussehen: Unkrautvernichter halten den Boden frei, allerlei Chemikalien töten jeden Schädling (und Nützling) wenn er nur vorbeifliegt und geerntet wird mit billigsten osteuropäischen Lohnsklaven, die in einem Containerhaufen hausen. Würde ich hier mein Obst kaufen, nur weil es um die Ecke produziert wird? Wohl kaum 😀

Doch so sieht die konventionelle Landwirtschaft in Deutschland eben aus: Die Liste der zugelassenen „Pflanzenschutzmittel“ füllt insgesamt 113 Seiten. (Klickt mal auf den Link und sucht mit „Strg+F“ nach dem Wort „Glyphosat“ 😉 )

Übrigens: Nur knapp 7 % der Anbauflächen in Deutschland werden ökologisch bewirtschaftet. Der Rest logischerweise konventionell, heißt mit Kunstdünger und Chemiekeule.

Von Regional zu jwd

Regional bedeutet eben nur eines: Kommt hier aus der Gegend. Und nicht mal das stimmt wirklich: Es gibt für das Wort „Regional“ noch keine Definition in der Landwirtschaft, jeder macht das eigentlich so, wie er will. Besonders unterhaltsam finde ich an dieser Stelle den Werbetext, den Rewe für seine regionalen Produkte geschrieben hat:

„Alles von REWE Regional kommt unmittelbar aus Ihrer Region, von Erzeugern und Herstellern, die man kennt und die hier oft schon lange ansässig sind.“

Wie viele Kilometer sind „unmittelbar“?! Und ist „die kennt man, die gibt’s schon lange“ ein Qualitätsmerkmal?? Am Rand werden noch „ bewährte Anbau- und Lagerungsmethoden“ angesprochen, durch die die regionalen Produkte länger verfügbar sind. Meistens meint man hiermit übrigens ein sogenanntes „Treibhaus“, also genau der Grund, warum man NICHT die holländischen Tomaten einkaufen soll. Klickt man aber beispielsweise auf NRW, bekommt man einen (!) Betrieb angezeigt, der zwei Kilometer vor der holländischen Grenze liegt. Und dieser versorgt dann ganz NRW mit (regionalen) Nahrungsmitteln?! Klickt man danach auf das Rheinland, fällt einem auf, dass diese Bauern sich entweder einen Acker teilen oder die Bilder auch nicht viel bedeuten: Gleiches Bild, gleicher Acker, anderer Text. Die Glaubwürdigkeit lässt zu wünschen übrig 😉

Regional – Nutzlos?

Nein, natürlich ist regionales Gemüse aus dem Treibhaus tatsächlich „besser“ für die Umwelt als importiertes, jedoch NUR aufgrund der Co2-Einsparung beim Transport. Mit ein bisschen Glück ist es sogar frischer, darauf würde ich mich aber nicht verlassen 😀

Die Lösung ist eigentlich ganz einfach: Regional PLUS Bio. Regional alleine bringt nichts, Bio-Produkte aus dem Ausland haben eine schlechte Co2-Bilanz. Ein toller Ansatz ist übrigens das „Bayerische Biosiegel„: Hier müssen alle Zutaten aus der Region stammen und ökologisch produziert werden. Tatsächlich einer der wenigen Ansätze, die den Verbraucher nicht täuschen wollen…

 

Euer Umweltmotzer

 

Ausprobiert: Bio-Dünger selbst gemacht

„Urban Farming“ ist der weltweit neueste Trend um die Welt der Zukunft mit Essen zu versorgen: Nahrung wird in der Stadt produziert; der Balkon wird aus Mangel an echten Gärten zum Gemüsegarten. Die Transportwege schrumpfen, das Mikroklima in den Städten wird durch die neu entstehenden Grünflächen natürlich besser, der Mensch bekommt endlich wieder eine richtige Beziehung zu seinem Essen. Klingt mal wieder super! Und tatsächlich: Sogar der Umweltmotzer hat sich einige Pflanzen geholt und den Balkon in eine Bio-Tomatenfarm verwandelt:

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„Wildtomaten“ und (rechts hinten) eine „Strauchtomate“ Quelle: Umweltmotzer

Erstes Problem: Die Erde

Am Anfang erstmal ab in den Baumarkt Blumentopf kaufen, Tomatensetzlinge kaufen und ab in die Abteilung mit der Blumenerde…Hier hab´ ich dann ungefähr 20 Minuten verbracht… Das Angebot dort ist erdrückend, es wimmelt vor „Bio“ und „Aus nachwachsenden Rohstoffen“ und sehr oft „angereichert mit Hochmoortorf“… Um ehrlich zu sein: ich muss echt sehr genau hinschauen um eine Erde zu finden in der kein Torf enthalten ist. Seit Jahren saufe ich mich von einem Kasten Warsteiner zum nächsten , nur um die Moore zu retten (Regenwald ist Out!) und dann kann ich Torf einfach so als Gartenerde kaufen?! Nach ein paar Minuten finde ich die „Compo Bio Erde“, eine torffreie Variante des „Erdgiganten“ Compo . Ein kurzer Blick ins Internet offenbart jedoch:

„Mit 1,47 mg/kg wies die Compo Bio Universal-Erde, torffrei einen stark erhöhten Cadmium-Gehalt auf. Nicht nur, dass ab 1,5 mg ein Inverkehrbringen laut Düngemittelverordnung verboten ist, auch sind Hersteller verpflichtet, Cadmium ab 1 mg pro kg auf dem Produkt zu deklarieren.“Ökotest 2012.

Diese Erde scheidet also auch aus…

Die Inhaltsstoffe der meisten Gartenerden sind übrigens Reste der Nahrungsmittelindustrie , Guano (Pinguinscheiße, importiert aus dem fernen  Südamerika), Holzfasern und Perlit; ein vulkanisches Gestein was in Erde eigentlich nicht sooo viel zu suchen hat.

Übrigens: Die Erde für meine Tomaten habe ich dann bei der RSAG in Siegburg gekauft: Die Zutaten sind regional, es ist kein Torf drin und auch auf Perlit wird verzichtet. Wenn man etwas mehr Erde braucht sind die Kubikmeterpreise hier unschlagbar. Die Tomatensetzlinge haben das EU-Bio Siegel und anscheinend unterstütze ich mit dem kauf der Wildtomaten ein Artenschutzprogramm.

Insgesamt (mit zwei Blumentöpfen, 50l Erde und einer Rankhilfe+Draht ) habe ich ungefähr 15 Euro ausgegeben. Für ein Kilogramm Biotomaten zahle ich maximal(!) fünf Euro, nur so am Rande…

Zweites Problem: Der Dünger

Jeder Gärtner weiß: Für gute Erträge, muss der Boden gedüngt werden. Da Pflanzen beim Urban Farming meistens in Töpfen wachsen, sind die Nährstoffe noch limitierter als im normalen Garten, es muss also auch mehr gedüngt werden.

Der wohl bekannteste Dünger ist der gute alte „Blaukorn“: Blaue Körnchen, angefüllt mit Kunstdünger, die jeder Pflanze auf die Sprünge helfen sollen. Was wenige Leute wissen: Blaukorn enthält Phosphat und damit auch Uran: Durch den Einsatz von Kunstdüngern ist die Urankonzentration auf Feldern  seit Jahren angestiegen und geht ins Grundwasser (und Trinkwasser) über. Für Urban Farming (und auch für einen normalen Gemüsegarten!) ist dieser Dünger daher denkbar ungeeignet und sollte vermieden werden. Außerdem tötet Blaukorn-Dünger das Bodenleben ab.

Selfmade Bio-Dünger?

Die Alternative ist Bio-Dünger: Diesen kann man entweder teuer kaufen oder man schaut sich ein paar Youtube-Videos an, recherchiert ein Wochenende lang und bastelt sich seinen eigenen Dünger zusammen: Mein Dünger besteht aus Asche (Holzofen), Kaffee- und Teesatz, Eierschalen (gemahlen), Hornspänen, Knochen- und Steinmehl. Das alles einfach zu gleichen Teilen vermischen et voilà, ein billiger Bio-Dünger, dem es an nichts fehlt: Stickstoff, Phosphor, Kalium und einige Spurenelemente reichen, um die Pflanze durch eine Saison zu bringen. Der Nachteil: Circa die Hälfte der Inhaltsstoffe stammen aus Schlachtabfällen. Für Vegetarier oder Veganer ist es leider unmöglich eine „biologische“ Alternative zu finden, die nicht auf tierische Produkte zurückgreift. Klar geht das ganze auch ohne zusätzliche Dünger, die Erde besitzt ja auch Nährstoffe. Nach einigen Wochen im beengten Blumentopf sind diese aber entweder aufgebraucht oder ausgewaschen, die Pflanze bekommt entweder Mangelerscheinungen oder einen kümmerlichen Ertrag.

Für den Dünger habe ich zehn Euro ausgegeben, womit wir insgesamt bei 25 Euro wären, plus drei Euro für eine Gießkanne.

Übrigens: Falls euch der ganze Kram mit Düngern und so weiter interessiert: Hier ist eine spannende Doku zur „Phosphor-Krise“. Lasst euch durch den apokalyptischen Titel nicht abschrecken, das ist Arte und kein N24!

 

Lohnt sich das dann überhaupt?

Nein, auf keinen Fall. Jedenfalls in meinem Fall nicht: Das ganze Experiment fand letztes Jahr statt, insgesamt hatte ich eine kümmerliche Hand voll Tomaten (Geschmacklich ok ), für einen Tomatensalat hat es jedenfalls nicht gereicht. Schuld daran waren die Töpfe, die sich als viel zu klein herausgestellt haben. Daneben hatte ich noch einige Salatköpfe in Balkonkästen stehen, die sind echt gut geworden.garten

Salat im Kasten und später in der Schüssel. Quelle: Umweltmotzer

Am Ende hat mich das ganze circa 30 Euro gekostet. Für das Geld hätte ich im Biomarkt ungefähr sechs Kilogramm Tomaten bekommen. Von dem Dünger ist aber noch eine Menge übrig, einem neuen Versuch steht also nichts im Weg 😀

Mein Fazit des Ganzen: Gärtnern in der Stadt ist möglich, wenn die Voraussetzungen stimmen und man das nötige Know-How hat. Die Erde selbst ist ein Punkt auf den man nur zu Beginn achten muss, da man diese durch Aufbereitung mit Kompost immer wieder benutzen kann. Das größte Problem ist jedoch die (biologische) Düngung der Pflanzen: Die Zutaten kommen meistens aus Schlachtabfällen oder von weit entfernt, da Deutschland keinen eigenen Phosphorvorkommen hat. Auf Kunstdünger sollte komplett verzichtet werden, da diese das Bodenleben stören und leichter ausgewaschen werden. Durch die Bio-Dünger kann das Ganze jedoch recht teuer werden…

Ob es sinnvoll ist, Erde, Dünger und Pflanzen in die Stadt zu transportieren anstatt die fertigen Produkte? Ja, ist es, wenn sonst keine frischen Produkte zu bekommen sind, beispielsweise wenn Kühlketten und Transport nicht garantiert werden können. In Detroit und Kuba wird dies bereits seit einigen Jahren praktiziert: Mit einfachsten Mitteln wird hier Dünger aus Wurmhumus und Nutztieren produziert. Bereits jetzt werden viele Menschen regulär mit Essen aus der näheren Umgebung versorgt, Tendenz weiter steigend.

 

Euer Umweltmotzer

 

Wieso Papiertüten jetzt scheiße sind!

Plastiktüten verschmutzen die Ozeane, lösen sich nie auf und werden, noch dazu, aus Erdöl gemacht. Papiertüten hingegen sind aus nachwachsenden Rohstoffen, lösen sich quasi auf dem Weg nach Hause auf und landen somit auch nie im Meer. Beschränkt man sich jetzt auf diese drei Punkte, sind Papiertüten eigentlich gar nicht sooo uncool.

Nachwachsende Rohstoffe vs. Erdöl

Papiertüten sind normalerweise aus Papier, welches aus Holz gemacht wurde. Recycelte Fasern sind zu kurz um daraus stabiles Papier zu machen, weshalb sie meistens für Klopapier oder als Stopfmaterial in der Industrie eingesetzt werden. Aber woher kommt dann das Holz für die Tüten? Schwer zu sagen, aber bestimmt nicht aus dem Bio-Sägewerk um die Ecke. Hauptquellen für Holz sind immer noch die Regenwälder Brasiliens und seit einigen Jahren auch die russischen Urwälder, die aufgrund der kalten Temperaturen extrem langsam nachwachsen. Holz einfach als „nachwachsenden Rohstoff“ einzuordnen ist zwar nicht falsch, jedoch ziemlich irreführend, da „nachwachsend“ immer nach „Ok für die Umwelt“ klingt.

„Erdöl“ hingegen klingt genau so dreckig wie es aussieht: Böses Co2 und Abgase! Wörter wie „Chlorbleiche“ oder  „Stick- und Schwefeldioxide“, die bei der Papierherstellung anfallen, erwähnt hingegen kaum jemand im Bezug auf die Papiertüten. Und hier kommt dann auch direkt Fakt Nr 1: Papiertüten brauchen in der Herstellung ungefähr doppelt so viel Energie wie ihr Pendant aus Plastik. Dazu kommt der fehlende Herkunftsnachweis für das Holz und die kürzere Lebensdauer, je nach Wetterlage. Ein weiterer Punkt ist der Transport in den Laden: Papiertüten sind schwerer als Plastiktüten, wodurch beim Transport a) mehr Volumen und b) mehr Gewicht transportiert werden muss.  Experten sind sich daher einig: Wird eine Papiertüte als sogenannte „Einwegtüte“ verwendet, fällt die Klimabilanz um einiges schlechter aus als bei Plastiktüten. Bei solchen Fakten wird jedoch immer von einer ordnungsgemäßen Entsorgung ausgegangen.

Aber die Weltmeere?!

Weltmeere ja, Europas Meere: eher nicht. Auch wenn es natürlich Idioten gibt, die ihren Müll auch hier ins Meer werfen, sind wir in diesem Punkt einmal nicht das Hauptproblem! Durch die tolle Idee Müll einfach zu verbrennen, landen zumindest Plastiktüten hier eher im Kraftwerk als in der Nordsee. Genie und Wahnsinn liegen hier tatsächlich nah beieinander: Plastik herstellen > verkaufen > als Müll einsammeln > verbrennen > Energie dann nochmal verkaufen. Hut ab, so eine geniale Idee muss man erstmal haben.

Zurück zu den Weltmeeren: Die Länder mit dem wirklichen Müllproblem sitzen etwas außerhalb unseres Blickfeldes: Afrika, Asien und Südamerika. Auch hier ist das Problem nicht die Plastiktüte an sich, sondern der Umgang mit den Müllmassen: Flüsse werden als Abwasserkanäle genutzt, Mülldeponien verschieben sich immer öfter in Küstenregionen und effektive Verbrennungsanlagen (mit Filter und Turbine) sind oft noch Fehlanzeige, Recycling meistens ein Gag für Touristen und Hipster. Tausende Plastiktüten (natürlich keine Flaschen, Kanister und Styroporverpackungen) landen als Mikroplastik auf unserem Teller. Warum die Plastiktüte eine Art Sinnbild für die Wegwerfgesellschaft zu sein scheint? Ich weiß es nicht 😀

Die Macht der Siegel

Ob auf Briefen, unter Verträgen oder auf Verpackungen: Siegel sollen Sicherheit geben, im besten Fall eine Garantie für etwas sein. Das europäische Bio-Siegel hat auf Papiertüten natürlich nichts verloren, hier sollte so etwas wie das „FSC“-Siegel zu finden sein. Meistens stellt sich dieses bei genauerem Hinschauen als das „FSC-Mix“ Siegel heraus, also ist sogar nur ein Teil des verwendeten Holzes wirklich zertifiziert. Das „Forest Stewardship Council“ mit Hauptsitz in Bonn ist eine NGO, die aufgrund ihrer Unglaubwürdigkeit seit einigen Jahren in der Kritik steht, jedoch größtenteils ohne die Aufmerksamkeit der „Verbraucher“. Holz aus Raubbau, falsche Zertifizierungen und eine undurchsichtige Bürokratie machen FSC jedoch zu DEM Standartsiegel auf Papier: Es ist billig für die Industrie, sieht dabei aber Nett aus und ist eigentlich jedem bekannt.

Jedes Siegel, ob „Der Blaue Engel“, „FSC“ oder „Rainforest Alliance“ hat seine eigenen Vorgaben und Kriterien. Es gibt nicht DAS Siegel, welches man uneingeschränkt empfehlen kann. Die Aufgabe des Verbrauchers ist es nun also, sich über die einzelnen Siegel zu informieren und beim Einkauf darauf zu achten. Viel Spaß dabei!

Hier findet ihr eine kleine Übersicht der in Deutschland verwendeten Siegel. (Holz/Papier)

Hier noch einige Links für die, die mehr über FSC erfahren wollen:

FSC ist Verbrauchtäuschung! (2016)

FSC Siegel bekommt einen Knacks (2011)

Düstere Aussichten für Waldbesitzer (2016)

Die OhnMacht der Verbraucher

Verbraucher… Ein tolles Wort. Wir verbrauchen die Ressourcen, die uns der Markt bereitstellt. Da wir eine freie Marktwirtschaft sind, können wir durch unsere Nachfrage ca. 50% des Marktes bestimmen. Wenn man uns die Möglichkeit gibt…Meistens hat man als Kunde an der Kasse die Wahl zwischen drei Tüten: Die eine aus Plastik, nicht viel mehr als ein Müllbeutel mit Tragegriffen, die Papiertüte, ein gefaltetes Stück Backpapier das uns immer wieder ermahnt nicht zu viel einzukaufen, oder die reißfeste Tragetasche aus echtem Stoff, stabil wie eine Levi´s Jeans. Eigentlich wissen wir alle, welche die richtige Option ist. Aber eben nur eigentlich. Zwei Euro für ein Stoffbeutel?! Dafür bekomme ich 20 Plastiktüten verdammt nochmal! Oder nehme ich einfach zwei Papiertüten und steck diese ineinander?! Hält das überhaupt?!

Und am Ende nehmen wir, vor lauter Stress, eh die Plastiktüte, vielleicht sogar zwei, damit die erste doch nicht reißt. Zuhause kommen die dann einfach in den Schrank zu den anderen Einkaufstüten, wenn sich da noch ein Plätzchen findet…

Mitnehmen!

Ich habe echt eine Weile überlegt, ob ich jetzt noch schreibe, was die richtige „Alternative“ ist: Nehmt euch einen Rucksack oder einen (bereits gekauften) Stoffbeutel mit zum einkaufen! Wenn ihr spontan einkauft nehmt irgendeinen leeren Karton aus dem Laden mit, die freuen sich doch auch ihren Müll gratis loszuwerden! Win-Win-Win-Situation: Für euch, den Laden UND die Umwelt.

 

Euer Umweltmotzer

Backpacken – Viel Co2, wenig Geld

„The World is a Book, and I will read it“ oder „Eat well, travel often“ sind typische Drohungen der Generation Backpack (Rückenpaket?). Reisen ist für diese Art Menschen längst kein Besichtigen fremder Orte mehr, es ist vielmehr eine Art Selbstverwirklichung, mit einer (oft) totalen Ignoranz gegenüber Andersreisenden. Fremde Orte gäbe es für richtige Backpacker eh nicht, „vielleicht noch nicht da gewesen, aber Fremd?“ klärte mich letztens ein Bekannter auf, ein weiterer Auslöser für diesen Blog… Dazu ist es das Selbstbild der Backpacker: Reisen im Einklang mit der Natur, Urlaub im Mehrbettzimmer anstatt pauschal am Pool, wandern durch die thailändische Wildnis statt Reisebustouren durch den Schwarzwald?  Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht so scheint: Ökologisch betrachtet sind Backpacker ein Horror!

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Die typische Kulisse… Quelle: Johanna Wendel

Immer das/die Gleiche(n)

Typische Länder für Backpacker sind Australien, Neuseeland und gesamt Asien, kurz gesagt: Weit weg! Wanderungen durch Europa, wie es sie eigentlich seit der Antike immer mal wieder gab, bleiben heute fast aus. In meinem Freundeskreis war jedoch fast jeder schon weit außerhalb Europas, manche haben sogar im Ausland gearbeitet. Innerhalb von Europa waren die meisten jedoch kaum unterwegs. Als Kinder Urlaub in Holland oder in Österreich, Neuseeland oder Australien nach dem Abi, in der Uni geht’s dann nach Thailand und Ägypten. Von über 200.000 Schulabgängern im Jahr 2015 machte übrigens nur wenige Tausend ein Freiwilliges Ökologisches Jahr, sei es im Ausland oder hier. Dabei hört man doch immer, unsere Generation (und vor allem die nach uns!) sei so an Umweltschutz interessiert?? Irgendwie scheint das Interesse alleine nicht auszureichen, um die Umwelt zu verbessern…

Umweltkiller Flugzeug

„Die ökologischen Aspekte mal außer Acht gelassen, kann es sich anbieten, zum Zeitsparen einen Inlandsflug zu buchen.“. Mit dieser Tatsache macht Backpacker Stefan auf seinem Blog klar, dass im Backpacker-Urlaub die Umwelt gerne mal  vergessen wird. Hier geht es darum möglichst schnell viel Strecke zu überwinden, unter welchen Umständen auch immer!

Fliegen ist für die Umwelt nicht gerade eine tolle Sache. Bei gleicher Strecke verursacht ein Flugzeug deutlich mehr Co2 als ein Auto. Auch wenn da immer die Zahl der Mitfahrer usw eine große Rolle spielt, Fakt ist: Flugzeuge schaden dem Klima mehr als Autos. Dies liegt zum einen an der Flughöhe: Umso höher, umso dünner die Luft bzw. die Konzentration aller Teile in der Luft. Nicht umsonst haben Triebwerke einen Verdichter… Die Luft wird also verdichtet um das Kerosin ordentlich verbrennen zu können. Das an die Umluft abgegeben Abgas ist aber immer noch „verdichtet“, verschmutzt die Luft also schlimmer, als wenn die gleiche Menge Co2 am Boden abgegeben wird… Ich hoffe ihr könnt mir folgen…

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Quelle: Umweltbundesamt, Broschüre „Daten zum Verkehr. Ausgabe 2012″

Zum anderen liegt das aber auch an den Preisen: War Fliegen früher noch teuer und exotisch, ist es heute manchmal billiger als Bahnfahren und eigentlich das Standartverkehrsmittel für Jedermann. Ein Urlaub fällt aus, weil man sich den Flug nicht leisten kann? Seit Urlaubspiraten und Co. gibt es diese Ausrede nicht mehr! Dann wartet man eben so lange, bis es billig genug ist.

Doch zurück zu den Backpackern: Bei einem Hin- und Rückflug von Köln bis Neuseeland entstehen ungefähr 13 Tonnen Co2. Zum Vergleich: Eine Fahrt nach Malaga im Süden Spaniens dauert ungefähr genauso lang (22h), man verbraucht jedoch nur 390 Kg Co2.

Natürlich ist Spanien nicht Neuseeland, hier warten statt echten Abenteuern und Schafen nur frische Orangen und doofes Wetter, daher versteht man, warum es Backpacker um die ganze Welt treibt, obwohl die „nahe Umgebung“ Europa ja nicht mal annähernd ausgekundschaftet ist…

Mülltrennung in Thailand?

Um es mit den Worten einer Backpackerin zu sagen: „In der Regel hat jeder Backpacker unzählige Plastiktüten in seinem Besitz. Sie sind ja praktisch, da wasserdicht und meist gratis.“

Ja, sehr praktisch, eine wasserfeste Tüte, die noch dazu nichts kostet und mehrere hundert Jahre braucht, um biologisch abgebaut zu werden. Da freut sich jeder Backpacker. In Deutschland werden die schönen Plastiktüten entgegen jeder Logik einfach abgeschafft (Artikel folgt…), auf Reisen geht es dann kaum praktischer. Auch hier profitiert die Umwelt von der Weitsicht der Reisenden: Thailand, Vietnam, die Philippinen und viele andere Länder im asiatischen Raum haben längst ein Müllproblem. Dies liegt natürlich nicht nur an den Touristen, diese tragen jedoch auch dazu bei. Dazu kommt, dass Thailand kein System zur Mülltrennung hat: Plastik wird hier verbrannt, Restmüll in (oft brennenden) Deponien oder auf abgelegenen Inseln gelagert.

Dieses Problem wird von den Urlaubern gekonnt ignoriert, nur hier und da hört man, dass es „eben nicht so sauber und reinlich wie bei uns“ ist. Ob das nun als Beschwerde gilt oder als Seitenhieb an deutsche Spießer, ist schwer rauszuhören. Klar ist nur, wenn im Reisekatalog von „Naturbelassenen Stränden“ die Rede ist, weiß ein echter Backpacker was zu erwarten ist: Müll wegräumen (oder fotografieren) und der dortigen Bevölkerung zeigen, wie weit Schizophrenie und Umweltschutz heute verbunden sind: Anstatt auf den Tauchurlaub (+Flug +dort produzierten Müll) zu verzichten, räumen wir lieber ein paar Säcke Plastik vom dortigen Strand weg. Die kann man dann mit den 6,5 Tonnen Co2 verrechnen, die der Flug nach Hanoi verbraucht hat.

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Schuhe vergessen? Quelle: Umweltmotzer

Europa nostra patria

Good old Europe wird als Reiseziel, gerade bei der jungen Generation, oft unterschätzt: 740 Millionen Einwohner, 50 Länder, über 300 Nationalparks, die Alpen und eine theoretisch unendlich lange Küstenlinie (Fraktale?!) machen Europa eindeutig zu einem umweltfreundliche(re)n Reiseziel. Und Müll an den Stränden haben wir hier auch genug!

 

Euer Umweltmotzer